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Die Südtiroler dominieren das Training
Naturbahnrodeln: Topzeiten bei der Junioren-WM in Deutschnofen
Bärenstarke Leistungen zeigten die Junioren heute im Training für die Weltmeisterschaft auf Naturbahn in Deutschnofen. Evelyn Lanthaler und Florian Gruber kamen bis auf wenige Hundertstelsekunden an die Bahnrekorde vom letztjährigen Weltcup heran. Morgen die erste Entscheidung: Im Doppelsitzerbewerb werden am Vormittag die Medaillen vergeben.
Wie erwartet hat die Junioren-Weltmeisterschaft in Deutschnofen Weltcupniveau. Tatsächlich begeben sich zahlreiche Weltcupathleten morgen und übermorgen auf Goldjagd und erreichten auf Anhieb Topzeiten. Vielleicht sind morgen und übermorgen sogar die Bahnrekorde von Ekaterina Lavrentjeva, Patrick Pigneter sowie Pigneter/Clara in Gefahr, die allesamt vor einem Jahr beim Weltcuprennen aufgestellt wurden.
Bei den Junioren waren die Trainingsschnellsten in den beiden Läufen heute der erst 15-jährige Villanderer Florian Gruber und der Tiroler Vize-Europameister Thomas Kammerlander, der in der Weltcupgesamtwertung derzeit als Dritter der beste Junior ist. Der überraschend auftrumpfende Gruber verfehlte im ersten Lauf mit 53,68 Sekunden den Bahnrekord von Patrick Pigneter um nur 17 Hundertstelsekunden und wurde auch im zweiten Lauf guter Dritter. Laut Trainingsergebnissen gehört morgen neben Florian Gruber und Thomas Kammerlander auch der 19-jährige Gadertaler Hannes Clara zu den heißesten Goldanwärtern; er wurde heute zwei Mal Zweiter und hatte erst am Sonntag in Latsch mit seinem allerersten Weltcupsieg seine gute Form unter Beweis gestellt. Im Kampf um die Medaillen zu beachten sind des weiteren der 17-jährige Villanderer Alex Gruber, die Entdeckung dieses Winters, und der erst 15-jährige Villanderer Simon Kainzwalder, der heute noch Qualifikation gegen Martin Kerschbaumer fahren musste und zwei Mal eine halbe Sekunde schneller war als sein direkter Konkurrent. Die weiteren Südtiroler am Start sind die beiden 16-jährigen Lukas Brunner und Simon Rungger vom ASV Latzfons/Verdings.
Bei den Juniorinnen untermauerte die 18-jährige Passeirerin Evelyn Lanthaler ihre Favoritenrolle, indem sie in beiden Läufen Bestzeit fuhr. Im ersten Lauf kam die amtierende Vizeeuropameisterin mit einer Zeit von 55,30 Sekunden sogar bis auf fünf Hundertstelsekunden an den Bahnrekord von Weltcupsiegerin Ekaterina Lavrentjeva heran und bewies nach ihrem zweiten Platz vom letztjährigen Deutschnofener Weltcup einmal mehr, dass ihr die Piste Pfösl-Riep liegt. Es scheint, als wolle Lanthaler übermorgen jene Goldmedaille abholen, die sie vor zwei Jahren bei der Junioren-WM in Latsch verpasst hat; damals gewann sie Silber. Hinter Lanthaler lauern weitere Südtirolerinnen auf die Medaillen, laut Trainingsergebnissen in erster Linie die 17-jährige Passeirerin Jasmin Gögele und die 16-jährige Alexandra Obrist vom ASV Latzfons/Verdings. Die vierte Südtiroler Starterin wird morgen die 14-jährige Völserin Andrea Vötter sein.
Im Doppelsitzerbewerb zeichnet sich ein österreichischer Sieg ab. Das Südtiroler Doppel Simon Kainzwalder/Tobias Mair ließ einen Trainingslauf aus, weil Mair an einer Muskelverletzung laboriert, lag aber auch im einzigen Trainingslauf gut drei Sekunden hinter der Spitze. Morgen sollten die Südtiroler am Start sein. Trainingsschnellste waren die Zwillinge Dominik und Dieter Apolloner, die schon 2008 in Latsch WM-Bronze holten, sowie Thomas Kammerlander/Christoph Regensburger – alle aus Österreich. Kammerlander könnte somit bei dieser WM zwei Medaillen holen.
Am Pistenrand gab es heute auch angeregte Diskussionen, weil der internationale Rodelverband genau an diesem Wochenende zeitgleich mit der Junioren-WM ein Intercontinentalcup-Nachholrennen in Österreich angesetzt hat. Weil die jungen WM-Starter in Österreich nicht mit von der Partie sein können, gehen ihnen wertvolle Punkte für die Abschlusswertung durch die Lappen. Und wenn man bedenkt, dass dem Intercontinentalcup-Sieger ein fixer Weltcupstartplatz für die nächste Saison winkt, dann hat dies doch einiges Gewicht. Verärgert zeigte sich der Deuschnofner Vize-OK-Chef Martin Mittermair: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Südtirols Rodelverantwortliche den Junioren geraten haben, nicht in Deutschnofen bei der Heim-WM, sondern in Österreich an den Start zu gehen.“
Unter den Zuschauern am Pistenrand befand sich heute auch Rodelprominenz, und zwar die amtierende Weltcupsiegerin und Weltcupführende Ekaterina Lavrentjeva, die in Deutschnofen seit dem letztjährigen Weltcup den Bahnrekord hält, und die das russische Weltklassedoppel Pawel Porschnev/Ivan Lazarev.
Nach der Eröffnungsfeier heute Abend ab 19 Uhr, an der auch Landeshauptmann Luis Durnwalder teilnehmen wird, gibt es in Deutschnofen am morgigen Samstag die erste Entscheidung: Um 9.30 Uhr und um 11 Uhr gehen die beiden Läufe der Doppelsitzer über die Bühne, um ca. 12.30 Uhr werden in Deutschnofen die ersten Junioren-Weltmeister feststehen. Am Nachmittag findet der erste von drei Wertungsläufern der Einsitzer statt.
Am Abend folgt ab 20 Uhr ein weiterer gesellschaftlicher Höhepunkt dieser WM: die WM-Party mit der Gruppe „Volxrock“. Zuvor – um 15 Uhr – empfängt Bürgermeister Bernhard Daum die Athleten zu einer Südtiroler Marende. Das Bemühen der Organisatoren rund um OK-Chef Christian Gallmetzer und Deutschnofens Rodel-Sektionsleiter Martin Mittermair, aus dem sportlichen Großereignis auch ein gesellschaftliches Ereignis zu machen, ist bei dieser WM ständig spürbar.
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